PSD 2: Das sind die Gewinner!

Seit Januar 2018 ist die neue Payment Service Directive (PSD 2) bereits gültig. Ursprünglich war geplant, dass Händler ihre Checkouts allerspätestens bis zu diesem 14. September PSD2-gerecht ausstatten, um nicht gegen die neuen Gesetzesauflagen zu verstoßen. Aber...

blogTitle-PSD2

... die Frist ist nun auf unbestimmte Zeit aufgeschoben, damit Banken sich noch besser vorbereiten können. Die neue Zahlungsdiensterichtlinie wird Bankingvorgänge innerhalb der gesamten Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums grundlegend verändern – so viel ist klar.

Genau deswegen wird das Thema in der Payment- und E-Commerce-Branche heiß diskutiert.

Die Frage ist:

Wer profitiert von den Änderungen? Wer zählt zu den Gewinnern? Und wer nicht?

Zurück zum Anfang...

Im Jahr 2007 wurde die erste Payment Service Directive durch die EU-Kommission verabschiedet. Sie sollte einen selbstständigen und größeren Markt für Zahlungsdienste innerhalb Europas schaffen.

Das hat sie sicherlich geschafft: Der europäische Zahlungsverkehr vollzieht sich unkompliziert, effektiv und vor allem bezahlbar.

Jetzt soll mit der „Fortsetzung”, der PSD 2, die Revolutionierung folgen. Sie soll den europäischen Handelsmarkt noch einheitlicher, noch besser machen und für mehr Transparenz und Sicherheit im Zahlungstransfer sorgen.

Zur Erinnerung noch einmal die wichtigsten Fakten zu den Veränderungen:

Neue Regelungen für Zahlungsgebühren

Bargeldloses Zahlen darf künftig nichts mehr kosten.

Wie gewohnt benötigen Marktplätze eine Erlaubnis von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), um Zahlungsprozesse durchzuführen.

Schnittstellen ermöglichen Zahlungsinstituten den diskriminierungsfreien Zugang zu Bankdaten und -konten

Durch den sogenannten XS2A (Access to Account) wird die Monopolstellung der Banken deutlich aufgebrochen.

Mehr Wettbewerb am Payment-Markt wird geschaffen und schnellere Innovationen werden in diesem Bereich vorangetrieben. Dazu werden außerdem Kontobesitzer als solche gestärkt.

Die sogenannte Strong Customer Authentication (SCA) soll Kundenschutz enorm verstärken

Um einen Kauf final abzuschließen, muss der Endkunde die Zahlung durch zwei unterschiedliche Faktoren aus drei Kategorien authentifizieren.

Diese Faktoren stammen aus den Kategorien Besitz, Wissen und Inhärenz.

Beispielsweise kann sich der Käufer mit seinem Smartphone oder einem anderen Wearable (Smartwatches etc.) Gerät (Besitz) durch Pin, Passwort oder Geheimfrage (Wissen) ausweisen.

Alternativ geht die Identifizierung durch Fingerabdruck, Kontrolle der Gesichtszüge oder DNA Signatur (Inhärenz) in Kombination mit einem Besitz- oder Wissensfaktor.

Mehr Sicherheit durch die neue PSD

Im Zuge der starken Digitalisierung wächst auch die Nachfrage von Endverbrauchern nach innovativen Zahlungsmöglichkeiten.

Die zweite Payment Service Directive soll (Online-) Käufern eine möglichst sichere Bezahlung ermöglichen und die Regeln am europäischen Markt für Sicherheit im Payment vereinheitlichen, um so den internationalen Wettbewerb zu fördern.

Auch wenn die Strong Customer Authentication erst einmal kompliziert klingt, wird sie den klassischen Zahlungsvorgang deutlich erleichtern und vor allem eben sicherer machen.

Die Kunden und Käufer in der EU profitieren also, auch wenn das augenscheinlich mit etwas mehr Aufwand verbunden ist.

Dem Verbraucher werden immer mehr Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das Angebot wächst an dieser Stelle genauso wie die Nachfrage.

Außerdem gilt: Wenn der Kunde zufrieden ist, ist es ja bekanntlich auch der Händler. Mehr Zahlungsmöglichkeiten impliziert mehr Geschäft. Auch für den Handel insgesamt gibt es demnach deutliche Vorteile.

Die Kunden als Gewinner

Im Sinne des Open Banking, welches durch die PSD2 Gestalt annimmt, sind die Kunden und Verbraucher die eigentlichen Gewinner der neuen Richtlinie.

Die Zahlungsdiensterichtlinie wird den Wettbewerb im europäischen Finanzsektor fördern und den Verbraucherschutz in den Vordergrund legen.

Damit werden außerdem neue Zahlungsdienstleistungen und technische Innovationen gefördert. Für die Nutzer kann der Zahlungsverkehr dadurch vor allem bequemer werden.

Die PSD 2 ist für Zahlungsauslösedienstleister oder Payment Service Provider (PSP) eine perfekte Gezeitenwende in der Payment-Branche.

Das gesamte Modell wird von der BaFin streng überwacht und entspricht deswegen hohen Standards an Sicherheit, denen die FinTechs ohnehin automatisch entsprechen müssen.

Fintechs und PSPs haben großes Potenzial, zu den Gewinnern zu werden. Sie erhalten künftig Zugang zu Daten und direkte Kontozugriffe, die ihnen sonst verwehrt waren.

Doch darf man natürlich auch nicht vergessen, dass auch sie sich an strengere Regeln halten müssen als bisher. Außerdem wird die Konkurrenz stärker und der Markt größer.

Finanzdienstleister werden herausgefordert, sich innovativ weiterzuentwickeln, das Angebot und den Service für Kunden auszubauen und neue Partnerschaften einzugehen.

Darüber hinaus bieten diese Unternehmen sichere Zahlungsarten wie den Rechnungs- und Ratenkauf sowie der abgesicherten Lastschrift an. Vor allem Onlinehändler sollten auf einen breiten Zahlungsmix setzen, um der Zielgruppe sämtliche Bezahlmöglichkeiten zu bieten.

11.10.19

Gastautor Mirko Hüllemann

Mirko Hüllemann ist Gründer und Geschäftsführer von heidelpay, einem der am innovativsten und am stärksten wachsenden Fintech Dienstleister mit Hauptsitz in Heidelberg.

Weitere relevante Artikel

© 2024 Trusted Shops AG  |  Impressum  |  Datenschutz  |  Cookies