Gendergerechte Kommunikation für Online-Shops

Gendergerechtigkeit gewinnt auch für Online-Shops in der Kommunikation immer weiter an Bedeutung. Sie kann darüber entscheiden, ob Kundinnen und Kunden gerne bei Ihnen einkaufen. In diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps, wie Sie die Kommunikation in Ihrem Online-Shop gendergerecht gestalten können, um Ihre gesamte Kundschaft gleichermaßen anzusprechen und niemanden auszugrenzen.

Warum ist gendergerechte Kommunikation wichtig?

Die Verwendung gendergerechter Sprache ist zwar für viele Menschen nach wie vor ungewohnt, sie trägt aber zur Bekämpfung von Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern bei. Wenn Sie in Ihrem Online-Shop genderneutrale Personenbezeichnungen verwenden und genderneutral kommunizieren, zeigen Sie Wertschätzung gegenüber allen Gruppen, die sich nicht unter “männlich” zusammenfassen lassen (wollen).

Muss ich in meinem Online-Shop genderneutral kommunizieren?

Die deutsche Gesetzgebung verbietet zwar generische Personenbezeichnungen wie „Kunden“ nicht, legt Ihnen aber auch bei der Verwendung genderneutraler Bezeichnungen keine Steine in den Weg.

Bei der direkten Anrede in Formularen wiederum sollten Sie entweder kein verpflichtendes Feld „Anrede“ verwenden, wenn dies nicht aus sachlichen Gründen nötig ist. Alternativ können Sie auch weitere Optionen – wie im Folgenden erläutert – zur Auswahl geben.

Die gesetzlichen Grundlagen erläutern wir in unserem Whitepaper, das Sie sich kostenfrei herunterladen können:

Whitepaper: Gendergerechte Kommunikation für Online-Shops

Wie formuliere ich eine neutrale Anrede?

Zusätzlich zu der Möglichkeit, das Formularfeld „Anrede“ nicht verpflichtend zu machen, können Sie eine dritte Option „Neutrale Anrede“ ergänzen. Auch eine vierte Option „Keine Angabe“ (idealerweise vorausgewählt) bietet sich an. Da es grundsätzlich keine gesetzliche Pflicht für die Verwendung einer Anrede gibt, können Sie das Feld „Anrede“ auch vollständig weglassen.

Die zusätzlichen Optionen wirken sich auf die direkte Anrede aus, die Sie in Ihren Newslettern, Bestellbestätigungen, personalisierten Webseiten-Bereichen Ihres Online-Shops und an anderen Stellen verwenden. Wählt eine Nutzerin die Anrede „Frau“ aus, können Sie diese Kundin selbstverständlich wie gewohnt mit „Sehr geehrte Frau Müller“, „Liebe Frau Meier“ oder „Hallo Frau Schmidt“ begrüßen. Wird jedoch keine oder eine neutrale Anrede ausgewählt, funktioniert das nicht.

Statt „Herr“ oder „Frau“ können Sie als neutrale Anrede einfach den Vornamen und Nachnamen verwenden. Beispielsweise lesen sich folgende Begrüßungen unserer Meinung nach ganz gut:

-       „Guten Tag Hans Müller“

-       „Hallo Inga Schmidt“

Sie können auch sichtbar genderneutrale Formulierungen wählen wie zum Beispiel:

-       „Liebe*r Veronica Meier“

-       „Sehr geehrte_r Francesco Meier“.

Indem Sie die gleiche Grußformel für alle verwenden, vermeiden Sie es, Unterschiede zwischen Ihren Kundinnen und Kunden zu machen. Als netter Nebeneffekt bedeutet diese Nicht-Unterscheidung auch geringeren technischen Aufwand für Ihren Online-Shop. Außerdem sieht Ihre Kundschaft, dass Ihnen das Thema Gleichbehandlung wichtig ist.

Welche Formen kann ich beim Gendern verwenden?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Personenbezeichnungen zu gendern oder genderneutral zu formulieren. Wir stellen Ihnen die gängigsten Formen vor.

Doppel- oder Paarform

Die wohl gängigste dudenkonforme Lösung ist die Doppel- oder Paarform, bei der Sie Frauen und Männer gleichermaßen explizit ansprechen. Diese Variante stört den Lesefluss nicht und ist weitläufig akzeptiert. Texte werden allerdings länger, was an manchen Stellen in Ihrem Online-Shop mitunter problematisch werden kann. Außerdem werden Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen (können), nicht mitgenannt.

-       „Kundinnen und Kunden“

-       „Kundin/Kunde“

Genderstern

Der Genderstern hat sich mittlerweile weitläufig als bevorzugte Schreibweise gegenüber anderen Varianten wie dem Binnen-I („KundInnen“) oder der Einklammerung („Kund(innen)“) etabliert. Sie schließt, genau wie der Unterstrich bzw. Gender-Gap („Kund_innen“) alle Geschlechter mit ein. Leider ist die Schreibweise mit Genderstern derzeit nicht ideal für die Suchmaschinenoptimierung und kann in rechtlichen Kontexten zu Problemen führen, in denen der Stern als Symbol reserviert ist.

-       „Kund*innen“

Genderdoppelpunkt

Noch inklusiver – aufgrund der Lesbarkeit durch Software – ist der Genderdoppelpunkt. Er soll dem Genderstern in nichts nachstehen, ist aber durch die Maschinenlesbarkeit barrierefreier als der Stern, da Sprachausgabeprogramme einfach eine kleine Pause machen, statt das Satzzeichen mit vorzulesen. Dem Doppelpunkt begegnet man dementsprechend auch immer häufiger, vor allem in Online-Texten. Es gibt Indizien, dass der Genderdoppelpunkt das Rennen gewinnen könnte.

-       „Kund:innen“

Abwechselnde Formen

In Aufzählungen mit mehreren Personenbezeichnungen ist es ebenfalls eine Möglichkeit, männliche und weibliche Formen abzuwechseln.

-       „Kundinnen, Besucher und Interessentinnen“

Neutrale Personenbezeichnungen

Durch die Verwendung neutraler Personenbezeichnungen können Sie alle Personen mit einschließen, ohne das Gendersternchen zu verwenden. Es gibt zum einen die Partizipialformen, die vor allem an Universitäten häufig verwendet werden (vgl. „Studierende“). Zum anderen gibt es genderneutrale Begriffe, die genderspezifische Personenbezeichnungen ersetzen können („Kundschaft“). Mitunter können Begriffe dieser Art jedoch ungewohnt oder unpersönlich wirken oder auch zu Missverständnissen führen.

-       „Einkaufende“, „Besuchende“

-       „Kundschaft“, „Besuch“, „Personen“

Auf geschicktgendern.de finden Sie ein Genderwörterbuch mit einer Vielzahl an Begriffen und ihren genderneutralen Alternativen.

Personenbezeichnung vermeiden

Oft ist es auch möglich, eine Personenbezeichnung einfach wegzulassen und den Satz anders zu formulieren. Beachten Sie hierbei aber, dass Ihre Kommunikation indirekter wird, da Sie zum Beispiel die „Schnäppchenjägerinnen und -jäger“ (oder die „Schnäppchenjagenden“) nicht mehr direkt adressieren.

-       „Schnäppchenjäger hier entlang“ wird zu „Zur Schnäppchenjagd hier entlang“

-       „Andere Kunden kauften auch“ wird zu „Auch oft gekauft“

-       „Berichten Sie anderen Kunden von Ihren Erfahrungen mit unserem Shop“ wird zu „Berichten Sie anderen von Ihren Erfahrungen mit unserem Shop“

Sie sehen: die perfekte Lösung, die immer funktioniert, gibt es leider nicht. Wir empfehlen daher, je Anwendungsfall zu entscheiden, innerhalb eines Anwendungsfalls aber konstant vorzugehen.

Fazit

Heutzutage sollten Online-Shops sich auf jeden Fall Gedanken darüber machen, ob und wie sie ihre Kommunikation gendergerecht gestalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, können Sie einerseits Ihre Formulare so anpassen, dass die Anrede entweder ganz weggelassen oder um die Optionen “Keine Angabe” und “Neutrale Anrede” ergänzt wird.

Außerdem können Sie darauf achten, für Personenbezeichnungen nicht ausschließlich die männliche Form zu verwenden, sondern eine oder mehrere der oben vorgestellten Varianten umzusetzen. Wo möglich, können Sie auch Personenbezeichnungen einfach weglassen und den Satz anders formulieren. Achten Sie dabei am besten auf Einheitlichkeit in ähnlichen Kontexten.

26.01.21
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