Online-Handel: Konkurrenz aus China ignoriert deutsche Regeln
China-Shops geben im Netz oft vor, deutsche Shops zu sein – woran du das erkennst und was du als Händler*in tun kannst, erfährst du in diesem Rechtstipp.
Viele deutsche E-Commerce-Händler*innen sehen sich zunehmend mit einem unfairen Wettbewerb konfrontiert: vermeintlich „deutsche“ Online-Shops, die in Wahrheit aus China operieren. Aktuell gibt es mehrere Beispiele von sogenannten „Modehäusern“ – auf den ersten Blick wirkt der Shop seriös, mit deutscher Sprache, deutschem Namen und scheinbar deutschem Firmensitz. Tatsächlich jedoch versendet der Anbieter aus China – und umgeht dabei zahlreiche gesetzliche Verpflichtungen.
Zudem ist schon sei längeren bekannt, dass insbesondere Plattformen genutzt werden um Plagiate oder Billigprodukte auf den Markt zu bringen.
In diesem Rechtstipp erklären wir, worin genau die Probleme bestehen, welchen Schaden deutsche Händler*innen dadurch erleiden, wie sich solche China-Shops erkennen lassen – und vor allem: was du konkret als Händler*in tun kannst.
Einige China-Shops erwecken gezielt den Eindruck, sie seien in Deutschland ansässig, obwohl ihre Logistik, Rechnungsstellung und Versand tatsächlich aus China erfolgen. Dabei gibt es häufig mehrere systematische Verstöße:
Lockpreise, Billigangebote – ohne korrekte Angaben zu Einfuhrkosten, Zoll oder Lieferzeiten. Damit entsteht ein unfairer Preisdruck.
Laut Handels- und Wettbewerbsrecht sind vollständige, ladungsfähige Anschriften Pflicht. Fehlen diese oder wird eine deutsche Adresse vorgetäuscht, ist das ein klarer Gesetzesverstoß.
Oft gibt es keine oder eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung. Rücksendungen müssen nach China erfolgen, was hohe Kosten für Verbraucher*innen bedeutet. Auch können unklare Regelungen zu Rücksendekosten bestehen.
Manche Anbieter umgehen Steuern oder melden ihre Betriebsstätte so, dass keine deutschen Abgaben gezahlt werden. Diese strukturellen Defizite führen nicht nur zu Problemen für Verbraucher*innen – sie wirken sich massiv auf den fairen Wettbewerb in Deutschland aus.
Welche negativen Folgen hat die chinesische Konkurrenz für etablierte deutsche Online-Händler?
China-Shops bieten extrem niedrige Preise, weil sie viele der regulären Kosten (Steuern, Logistik, Rücksendungen) anders behandeln. Das senkt die Marktpreise und macht es für viele deutsche Händler schwer, mitzuhalten.
Wenn ausländische Anbieter gesetzliche Vorgaben nicht einhalten müssen oder diese umgehen, entsteht ein ungleiches Spielfeld. Kundenzyklen, Margen und Investitionen in Compliance sind für lokale Anbieter teurer.
Billiganbieter mit niedriger Produktqualität können das Vertrauen der Kundschaft in gesamte Produktkategorien schädigen. Auch deutsche Händler leiden, wenn Kund*innen schlechte Erfahrungen machen und diese auf die gesamte Branche übertragen.
Viele China-Shops entziehen sich der deutschen Rechtsdurchsetzung, da der Sitz außerhalb Deutschlands liegt – das erschwert Abmahnungen, Schadenersatz oder gerichtliche Schritte.
Als Händler*in oder als Verbraucher*in lohnt es sich, bestimmte Warnsignale zu kennen:
Der Shop gibt eine deutsche Adresse an, aber bei genauem Hinsehen fehlt eine ladungsfähige Anschrift oder die Adresse wirkt „zu schön, um wahr zu sein“.
Wenn Produkte ungewöhnlich günstige Preise haben, aber Lieferzeiten von mehreren Wochen aus China angegeben werden (oder gar nicht klar ist, woher der Versand erfolgt).
In den AGB oder Widerrufsbelehrungen steht, dass Retouren ins Ausland (z. B. nach China) erfolgen müssen. Das ist für Verbraucher*innen teuer.
Die Belehrung ist nicht aktuell, nicht vollständig oder nicht klar formuliert.
Signifikant niedrigere Preise, die mit Einfuhr- und Zollkosten kaum vereinbar sind.
Wenn deutsche Händler auf solche Wettbewerber stoßen, gibt es mehrere Handlungsoptionen.
Screenshots von Impressum, Preiswerbung, Widerrufsbedingungen, Rücksendeadressen. Je mehr Dokumentation, desto besser für mögliche rechtliche Schritte.
Ein spezialisierter Rechtsanwalt für E-Commerce kann beurteilen, ob Wettbewerbsverstöße vorliegen (z. B. irreführende Werbung, Impressumsverstöße) und ob Abmahnungen oder Unterlassungsansprüche bestehen.
Die Wettbewerbszentrale und Verbraucherzentralen sind eine häufige Anlaufstellen bei irreführender Werbung und können unseriöse China-Shops überprüfen.
Bei einem Verdacht der Umgehung von Umsatzsteuern, kann dies bei Zoll / Steuerbehörden gemeldet werden.
Seit dem DSA ( Digital Services Act) müssen Plattformen bestimmte Transparenzpflichten einhalten; Verstöße können gemeldet werden. Demnach sind Plattformbetreiber verpflichtet, wirksame Mechanismen zur Meldung und Entfernung von IP-Rechtsverletzungen (geistige Eigentumsrechte) bereitzustellen. Bei Kenntnis der Rechtsverletzung haften die Plattformen und müssen umgehend handeln.
Chinesische Online-Shops, die den Anschein erwecken, in Deutschland zu sitzen, stellen eine ernstzunehmende Wettbewerbsherausforderung dar. Sie umgehen rechtliche Pflichten, unterlaufen reguläre Händlerpreise und schaffen damit ein Ungleichgewicht im Markt.
Aber: Deutsche Händler*innen sind nicht machtlos. Mit sorgfältiger Dokumentation, gezielter rechtlicher Unterstützung und Zusammenarbeit können sie gegen diese unfairen Praktiken vorgehen. Wichtig ist, aktiv zu werden – und nicht zuzulassen, dass Gesetzesverstöße zum Wettbewerbsvorteil werden.
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