Wie Sie mit Print-on-Demand ein Modelabel gründen

Der technische Fortschritt und das Internet bilden eine ideale Symbiose für neue Geschäftsfelder. Hiervon profitiert allen voran der E-Commerce-Bereich. Dank innovativer Entwicklungen ist es heutzutage möglich, ein eigenes Online-Business mit geringem Aufwand und Kapitaleinsatz auf die Beine zu stellen.

Eines dieser Errungenschaften ist das Geschäftsmodell Print-on-Demand im Bereich Online-Textildruck. Dieses originelle Verfahren macht sich den modernen digitalen Textildruck in Verbindung mit gängigen Shopsystemen zunutze und bietet die einfache und kostengünstige Möglichkeit, eigene Designs in Form von Print-Textilien online zu vermarkten.

Was sich genau hinter dem Begriff Print-on-Demand verbirgt, wie Sie damit einen POD-Shop betreiben oder gar ein Modelabel gründen können und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist Print-on-Demand?

Print-on-Demand (kurz: POD) bedeutet übersetzt „Druck auf Nachfrage“ und ist ursprünglich im Buchdruck als Publikationsverfahren beheimatet (auch bekannt als Book-on-Demand). Mit Aufkommen des Digitaldrucks Mitte der 90er war es möglich, Klein- und Einzelauflagen anzufertigen.

Zuvor waren mit dem Offsetdruck nur hohe Auflagen produzierbar, sodass beispielsweise Buchautorinnen und Buchautoren abhängig von Verlagen waren. Nun konnten sie Einzelexemplare kostengünstig über spezielle Dienstleister selbst publizieren.

Dieses Prinzip wurde auf den Textildruckbereich übertragen. Ähnlich wie beim Buchdruck war der Textildruck zunächst an Großauflagen gebunden, da die klassischen Druckverfahren wie der Siebdruck einen hohen Aufwand für die Einrichtung des Drucks beanspruchten.

Mit Aufkommen des digitalen Textildrucks (DTG) war es möglich, Bekleidungsstücke wie T-Shirts einzeln und auf Nachfrage bzw. Bestellung zu bedrucken. Die Digitaldruckmaschine funktioniert dabei wie ein Büro-Tintenstrahldrucker. Anstelle des Papiers wird das Kleidungsstück direkt bedruckt.

Während der Digitaldruck zu Beginn eher durchwachsene Druckergebnisse lieferte, entwickelte er sich über die Jahre stetig weiter. Mittlerweile ist der Digitaldruck derart fortgeschritten, dass er qualitativ kaum mehr noch vom Siebdruck zu unterscheiden ist.

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Die Integration von Shopsystemen

Das Verfahren Print-on-Demand eröffnete vielfältige neue Geschäftszweige, wie etwa den Verkauf von Textilien auf Online-Marktplätzen. Eine Besonderheit stellt die Integration von Shopsystemen wie Shopify oder WooCommerce dar. Diese werden über eine API (Schnittstelle) mit einer Print-on-Demand-Plattform verbunden.

Geht im Online-Shop eine Bestellung ein, wird sie automatisch an einen POD-Anbieter bzw. -Dienstleister zur Produktion weitergeleitet.

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Der Prozess dieses Geschäftsmodells läuft wie folgt:

Sie als Shopbetreiber oder Shopbetreiberin binden Ihren Online-Shop an die POD-Plattform eines POD-Dienstleisters an.

Letzterer zeichnet zusätzlich für die Lagerung, Bedruckung und Abwicklung des Print-Produkts verantwortlich. Kommt es zum Kauf über den Shop, wird die Bestellung direkt an den Dienstleister übermittelt. Dieser bedruckt und verpackt das Shirt und verschickt es in Ihrem Namen an die Endkundin oder den Endkunden.

Der POD-Dienstleister rückt dabei in den Hintergrund, sodass Sie bei der Kundin oder dem Kunden als alleiniger Zulieferer erscheinen, ohne selbst physischen Kontakt zur Ware zu haben. Dieser Vorgang wird auch als Dropshipping (Streckengeschäft) oder Print-Fulfillment bezeichnet.

Die Vorteile von POD-Shops

POD-Shops erfreuen sich immer größerer Beliebtheit im E-Commerce, da sie einerseits geringe Investitionskosten und andererseits weniger Kapazitäten im Vergleich zum konventionellen Textildruck erfordern.

Während man über den klassischen Weg hohe Investitionen in Lagerhaltung, Bedruckung und Abwicklung tätigen muss, übernimmt der POD-Anbieter all diese Leistungen. Damit können Sie sich ganz auf die Pflege Ihres Shops, Erstellung von Designs und Vermarktung fokussieren.

Die Anbindung des Shopsystems ist in der Regel kostenfrei und einfach, ohne dass technische Vorkenntnisse notwendig sind. Ebenso simpel fällt die Gestaltung der Produkte aus, die für gewöhnlich über einen intuitiven Produktdesigner erfolgt.

Die Grundkosten des Produkts sind fix und setzen sich aus dem Einkaufspreis der Rohware sowie den Druck- und Abwicklungskosten zusammen.

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Die Höhe des finalen Produktpreises bestimmen Sie selbst. Erst wenn im Shop eine Bestellung eingeht, entstehen die Kosten, die vom Endpreis abgezogen werden. Es entsteht daher kein finanzielles Risiko für Sie.

Wenn diese Vorteile spannend für Sie klingen und Sie Ihren eigenen POD-Shop oder ein Modelabel gründen wollen, benötigen Sie in erster Linie den geeigneten POD-Anbieter, der Ihre Voraussetzungen und Bedürfnisse erfüllt.

10 Kriterien für den richtigen POD-Anbieter

Der Anforderungskatalog bei der Wahl des geeigneten POD-Anbieters ist vielfältig und reicht vom passenden Shopsystem-Angebot über die Produktauswahl und -preise bis hin zu Druckqualität, Lieferzeiten und Kundensupport. Nachfolgend finden Sie 10 Kriterien, die Sie bei der Wahl Ihres POD-Anbieters beherzigen sollten.

1. Shopsystem-Angebot

Optimalerweise stellt der Anbieter die Anbindung an Ihr bestehendes Shopsystem zur Verfügung. Dieses können Sie in der Regel nach einer kostenlosen Registrierung in wenigen Klicks mit der POD-Plattform verbinden.

Sollte Ihr Shopsystem nicht zur Auswahl stehen, können Sie alternativ auf eines der vorhandenen Shop-Integrationen ausweichen. Shopify wird zum Beispiel häufig angeboten und ermöglicht eine einsteigerfreundliche Einrichtung sowie Bedienung.

Lese-Empfehlung: Wann sollte ich mein Shopsystem wechseln & was muss ich dabei beachten?

2. Handling & Übersicht

Achten Sie darauf, dass das Dashboard des Anbieters einfach zu bedienen ist. Einerseits sollten die Gestaltung und Verwaltung Ihrer Designs bzw. Produkte simpel und übersichtlich gehalten sein.

Andererseits ist es wichtig, dass Sie Ihre Finanzen und Bestellungen im Blick behalten. Im Idealfall erfolgt die Bestellübertragung zwischen Shop und POD-Plattform automatisiert und nahezu in Echtzeit. Ebenso sollten Sie den Bestellstatus im Dashboard transparent nachverfolgen können.

3. Produktauswahl & -qualität

Das Produktportfolio unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter, ist aber elementar für die Gestaltung Ihrer gewünschten Produkte.

Insbesondere für aufstrebende Modelabels sind etwa modische Schnitte und Passformen wie aktuell Relaxed Fit oder Hoodies mit Seitentaschen wichtig. Auch nachhaltig und fair hergestellte Textilien sollten gerade heutzutage zur Auswahl stehen.

Die Qualität der Textilien können Sie über die Angabe der Hersteller ermitteln. Stanley/Stella ist unter anderem ein namhafter Zulieferer, der die Merkmale modische Schnitte, Nachhaltigkeit und Qualität vereint.

4. Druckqualität

Im Textildruckbereich ist die Druckqualität entscheidend.

  • Werden Details des Druckmotivs korrekt dargestellt?

  • Sind die Farben deckend und kräftig?

  • Wie sind die Haltbarkeit und Haptik des Drucks?

Hinweise zur Druckqualität erhalten Sie über die eingesetzten Druckmaschinen, die der Anbieter im Idealfall transparent angibt. Die Marke Kornit gehört zum Beispiel zu den renommierten Druckmaschinen-Herstellern.

Bestellen Sie sicherheitshalber Testdrucke und führen Sie mehrere Waschgänge durch, um sich selbst von der Druckqualität und -haltbarkeit zu überzeugen.

5. Lieferzeiten

Anders als bei üblichen Online-Bestellungen wird das Produkt via Print-on-Demand erst auf Bestellung hergestellt bzw. bedruckt, wodurch sich die Lieferzeit entsprechend verlängert.

Die Produktionszeit sollte bei etwa 1-5 Werktagen liegen, sodass die gesamte Lieferzeit deutschlandweit 7 Werktage nicht übersteigt.

Vergleichen Sie auch die Zeiten ins Ausland, falls sich Ihre Zielgruppe auch außerhalb Deutschlands befindet. Darüber hinaus bieten einige Dienstleister eine optionale Express-Lieferung an.

Lese-Empfehlung: 5 Tipps für die perfekte Lieferung

6. Kundenservice

Wenn Sie Fragen zu Produkten und Leistungen oder aber Bestellungen und Reklamationen haben, ist ein telefonisch erreichbarer – idealerweise deutschsprachiger – Kundenservice Gold wert und spart sowohl Zeit als auch Nerven.

Manche Dienstleister bieten zusätzlich einen speziellen technischen Support an. Dies ist besonders hilfreich, da durch die Shopsystem-API auch schnell technische Fragen aufkommen können.

7. Preis-Leistung

Die angebotenen Produktpreise umfassen bereits die Kosten für den Warenwert, Lagerhaltung und die Abwicklung. Beziehen Sie daher bei Ihrer Wahl sämtliche für Sie wichtigen Faktoren mit ein, angefangen bei der Produkt- und Druckqualität über die Lieferzeiten bis hin zu Support.

Wägen Sie ab, welche Merkmale und Leistungen für Sie besonders wichtig sind und welchen Preis Sie bereit sind, dafür zu zahlen.

8. Branding-Optionen

Branding-Features wie Neckprints (Nackendrucke), Hangtags (Anhänger) oder Webetiketten an Ärmel und Saum nehmen einen besonders hohen Stellenwert bei Modelabels ein, um das Produkt sowohl optisch als auch für die Markenbildung abzurunden.

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Weitere Branding-Maßnahmen sind etwa das eigene Logo auf dem Lieferschein und Versandverpackungen, Paketbeilagen oder die Angabe eines Wunschabsenders.

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9. Nachhaltigkeit

Print-on-Demand ist von Grund auf ein nachhaltiges Verfahren, da durch die kundenspezifische Fertigung auf Bestellung keine Überproduktionen entstehen.

Wenn Sie Wert auf Nachhaltigkeit legen, finden Sie bei einigen Anbietern neben nachhaltig hergestellten Textilien weitere umweltfreundliche Maßnahmen.

Hierzu gehören beispielsweise der Einsatz von Ökostrom, umweltfreundliche Druckmaschinen und -tinten, plastikfreie Versandverpackungen und klimafreundlicher Versand.

10. Warehousing & Fulfillment

Wenn Sie weitere Produkte in Ihrem Shop haben, die Sie ebenfalls über Ihren POD-Partner abwickeln wollen, können Sie dies mittels Warehousing und Fulfillment erreichen.

Mit diesem Service können Sie neben Print-Produkten auch anderweitige Produkte beim Dienstleister einlagern lassen, die bei Bestelleingang direkt zur Endkundin oder zum Endkunden in Ihrem Namen versendet werden.

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Darüber hinaus gibt es noch weitere attraktive Services, mit denen Sie Ihr POD-Geschäft ausbauen können.

Der POD-Anbieter Shirtigo Cockpit stellt beispielsweise neben den genannten Services einen Customization-Service zur Verfügung, über den Endkundinnen und Endkunden das Produkt personalisieren lassen können.

Wenn Sie den für sich passenden POD-Anbieter gefunden haben, binden Sie Ihr Shopsystem an die entsprechende POD-Plattform an und machen Sie sich mit dem Dashboard und den Prozessen vertraut, die je nach Anbieter variieren.

Viele Dienstleister verfügen über ein umfangreiches Helpcenter mit anschaulichen Tutorials, in dem offene Fragen geklärt werden. Und im Notfall bleibt gegebenenfalls noch der Support.

Bieten Sie einzigartige Designs

Was jetzt noch fehlt, sind die passenden Designs bzw. Druckmotive für die Textilien. Wenn Sie bereits über die nötige Design-Expertise verfügen und Ihnen bereits passende Druckmotive vorliegen, müssen Sie lediglich die Anforderungen der Druckdatei des Anbieters beachten.

Sollten Sie allerdings noch keine oder wenige Design-Erfahrungen haben, stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Auswahl.

Mit Plattformen wie Placeit oder Canva können Sie zum Beispiel auf einfachem Weg simpel gehaltene Designs gegen einen kleinen Obolus erstellen. Anspruchsvollere Designs ermöglichen wiederum Grafikprogramme wie Adobe Photoshop (kostenpflichtig) oder Gimp (kostenfrei).

Auf YouTube finden Sie zahlreiche Tutorials, mit denen Sie die Gestaltung einzigartiger Designs von der Pike auf erlernen können. Dies nimmt allerdings etwas Zeit in Anspruch.

Falls Ihnen die Kapazitäten für das autodidaktische Lernen fehlen, können Sie die Gestaltung schlichtweg auslagern.

Plattformen wie 99designs, Fiverr oder Designcrowd bieten zahlreiche Designerinnen und Designer, die auf Shirt- bzw. Textildesigns spezialisiert sind. Beispielsweise erhält man auf Fiverr bereits Designs ab 5 US-Dollar. Dabei sollten Sie beachten, dass die Designqualität mit höherem Budget steigt.

Fazit: Modelabel-Gründung ist einfacher als je zuvor

Wie Sie sehen, können Sie mit wenigen Mitteln Ihren eigenen POD-Shop oder Ihr eigenes Modelabel gründen. Zwar ist dies auch mit Arbeit verbunden, aber im Vergleich zu klassischen Modelabels oder -shops wird Ihnen mit Print-on-Demand ein Vielfaches an Aufwand abgenommen.

Zudem benötigen Sie kein hohes Startkapital für Investitionen in Lager und Produktion und gehen kein finanzielles Risiko ein, da die Kosten erst bei Bestelleingang entstehen.

Mit stilvollen Textilien gepaart mit eleganten Branding-Features stehen Ihnen vielseitige Möglichkeiten zur Produktgestaltung für ein Modelabel zur Verfügung. Diese und weitere Anforderungen wie Preis-Leistungsverhältnis, Qualität und Kundenservice hängen von der Wahl Ihres POD-Anbieters ab.

Letztlich benötigen Sie noch kreative Designs, die Sie selbst gestalten oder gestalten lassen können. Durch Ihre vorhandenen E-Commerce-Skills wird es Ihnen leichtfallen, Ihre designten Print-Produkte optimal zu vermarkten.

Damit steht einer Gründung Ihres eigenen POD-Shops oder Modelabels nichts im Wege!

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21.01.22

Gastautor Jee-Won Seo

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